Es kommt nicht oft vor, dass ich Blut unter dem Mikroskop betrachte. Es passiert normalerweise, wenn ich mich verletzt habe und ein Mikroskop in Reichweite ist. Nach einer unglücklichen Rasur handle ich schnell, damit ich ein Präparat von einen kleinen Tropfen Blut machen kann bevor es eintrocknet.
Wenn Blut in einem diagnostischen Labor untersucht wird, erfolgt dies mittels ein Differentialblutbild. Die verschiedenen Arten von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) werden unterschiedlich gefärbt und können anhand verschiedener Merkmale unterschieden werden. Für das Differentialblutbild wird auf einem Objektträger ein dünner Blutausstrich gemacht und anschließend an die luft getrocknet. Es folgt die Fixierung und Färbung nach May-Grünwald Giemsa. In das folgende Bild ist ein Differentialblutbild zu sehen.
Differentialblutbild, bei der die verschiedenen Leukozytenarten voneinander unterschieden werden können. Das Bild zeigt ein Lymphozyt (1, Durchmesser 8-20 μm), neutrophile Granulozyten (2, Durchmesser 11-16 μm) und ein eosinophiler Granulozyt (3, Durchmesser10-15 μm). Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) im Hintergrund haben einen durchschnittlichen Durchmesser von 7 µm. Objektiv: Carl Zeiss Apo 40/1.0.
Das Durchführen eines Differentialblutbilds ist nichts für Anfänger. Außerdem muss man sich fragen, was der Zweck ist, zumal die Interpretation einer solchen Untersuchung jemandem mit medizinischem Hintergrund und hämatologischen Kenntnissen überlassen werden sollte. Als Amateur kann man die verschiedenen Arten von Leukozyten sichtbar machen, aber dann hört es auf. Es ist jedoch auch sehr interessant frisches, unfixiertes Blut zu untersuchen, ohne weitere Schlussfolgerungen zu ziehen. Bei der Betrachtung von frischem Blut unter dem Mikroskop kann der Nachweis von Leukozyten eine Herausforderung sein. Weiße Blutkörperchen sind ungefärbt schwer zu erkennen und fallen nur mit Hilfe der Dunkelfeld- oder Phasenkontrastmikroskopie wirklich gut auf. Um ein frisches Blutpräparat zu machen, liegt man einen kleinen Tropfen Blut auf einen sauberen Objektträger und darauf wird ein Deckglas gelegt. Das Blut verteilt sich langsam unter dem Deckglas. Es ist wichtig, einen sehr kleinen Tropfen Blut zu verwenden, da sonst das Präparat zu dick wird und zu viele rote Blutkörperchen übereinander liegen.
Wenn man die Erythrozyten in ein Präparat aus frischem Blut betrachtet, wird man sehen, dass sie eine bikonkave Form haben: sie sind in der Mitte dünner als am Rand. Aufgrund dieser Form wird Sauerstoff leichter absorbiert und freigesetzt. Noch besser als bei ein Differentialblutbild ist die Form der Erythrozyten in frischem Material deutlich sichtbar. In vielen Fotos und Filmen sieht man Erythrozyten, die leuchtend rot dargestellt sind. In Wirklichkeit sind die einzelnen roten Blutkörperchen überhaupt nicht so rot und die Farbe ist näher an Lachsrosa. Was die Leukozyten betrifft, manche bewegen sich wie eine Amöbe. Es ist faszinierend zu beobachten, siehe auch das Video unten auf dieser Seite.
Präparat von frischem Blut. Die bikonkave Form ist in einigen Erythrozyten deutlich sichtbar. Es sind auch einige Leukozyten (L) zu sehen. Objektiv: 100/1.25.
Frisches Blut fotografiert mit Kreisförmiger schiefe Beleuchtung. Die bikonkave Form der Erytrozyten ist in diesem Bild gut sichtbar. Objektiv: Carl Zeiss Plan 25/0.45.
Dunkelfeldaufnahme von Blut mit zwei Granulozyten. Bei Dunkelfeldbeleuchtung sind die Körner und Kerne der Granulozyten deutlich sichtbar. Objektiv: Carl Zeiss Apo 40/1.0.
Frisches Blut fotografiert mit schiefe Beleuchtung. Zwei Leukozyten sind im Mitten sichtbar. Objektiv: Carl Zeiss Apo 40/1.0.
Video von frischem Blut mit beweglichen Leukozyen in der Mitte und ganz rechts im Bild. Die Bewegungen der roten Blutkörperchen sind passiv und werden durch Ströme in das Präparat verursacht. Objektiv: Carl Zeiss Apo 40/1.0.
Anmerkung:
Die hier beschriebene Beobachtung von Frischblut hat nichts mit der sogenannten Lebendblutanalyse (LBA) zu tun. Diese oft im Internet angebotene Methode ist absoluter Unsinn und entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Leider gibt es viele Leuten, die sich von der LBA 'diagnostizieren' lassen und für diese Quacksalberei eine Menge Geld bezahlen.
Literatur
Helleman, P.W., de Nooij, E.H., Overbeeke, M.A.M., Akkerman, J.W.N., Nieuwenhuis, H.K. (1987). Hematologie. Utrecht/Antwerpen: Bohn, Scheltema & Holkema.